Freitag, 11. November 2016

Freitag der 13te und DER SPIEGEL DEINER SEELE

… die Seele eines Menschen ist der Spiegel unseres Selbst. Sie ist die eigentliche Energie, die uns am Leben hält, uns formt, uns zu dem erschafft, was uns tatsächlich ausmacht. Ein Mensch ohne Seele, ist einfach nur eine leere Hülle, der zur Traurigkeit verdammt ist, ein trostloses, unausgefülltes Leben zu führen - wenn man diesen Zustand dann überhaupt noch als „Leben“ bezeichnen könnte. Selbst der Tod bringt keine Erleichterung. Ein menschlicher Körper, dessen Seele ihn verlassen hat und der von dieser Erde unfreiwillig „geholt“ wird, hat es nicht verdient, Erfüllung zu finden. Er wird nie „ankommen“ und ab diesem Zeitpunkt ein unbefriedigtes Sein führen, irgendwo verloren zwischen dem Selbst und dem Sein.
Denn es gibt eine Zeit, an dem sich unsere Seele still und unaufhaltsam von uns lösen darf oder von einer mächtigen Person freigegeben werden kann. Das alles könnte am Freitag, den 13ten passieren!
An diesem besonderen Tag im Jahr, wird sie selbst entscheiden, ob der jeweilige Körper ein würdiger Ort ist, dort länger zu verweilen. Unbeugsam und ohne zu zögern. Unsere Seele hat dann die Macht, sich zu befreien, sich unaufgefordert von unserer sterblichen Hülle zu lösen und hinaufzusteigen in die Unendlichkeit. Jedoch gebannt, von einer anderen Person, ist sie niemals mehr aufzuhalten, es sei denn, sie wird von wahren Gefühlen der Freundschaft aufgehalten.
Freitag, der 13te!
Der menschliche Körper ist dann seelenlos, wertlos. Fällt der 13te Tag des Monats dann auch noch auf einen Freitag, ist dieser Tag so allmächtig, dass nur besonders emphatische Menschen diesen Zustand unfreiwillig miterleben können. Einige sind sogar in der Lage, all diese Seelenreisen körperlich zu spüren, die sich am FREITAG, den 13te ereignen.
Manchmal erscheint eine letzte Warnung, durch den SPIEGEL DEINER SEELE, aber wir müssen bereit sein, die Wahrheit zu akzeptieren, deshalb hört mir jetzt ganz aufmerksam zu und lernt aus dieser Geschichte…
Der Tag brach an. Er stand auf und schaute missmutig aus dem Fenster. Nebelschwaden, die vom Boden hinaufstiegen, trübten seine, an sich schon finstere Stimmung. Alles wirkte grau in grau, selbst die schwachen Sonnenstrahlen, die sich verzweifelt durch den diesigen Morgen kämpften, schienen keinerlei Chancen zu haben, etwas zu verändern.
Eilig drehte er sich herum. Plötzlich fiel es ihm wieder ein. Der Streit! Der Hass! In einem cholerischen Anfall hatte er den Besen seiner einstigen Hexenfreundin zerbrochen. Diese hatte ihn daraufhin verflucht und seine Seele freigegeben, am nächsten Freitag, den 13.
Und dieser Tag war ausgerechnet heute!
Er glaubte eigentlich nicht an solchen Seelenkram, weder an mystischen Flüchen, noch an ähnlichen Voraussagungen. Dummes Geschwätz - abergläubischer Krempel. Tief in seinem Inneren spürte er jedoch in all dessen, ein Fünkchen Wahrheit. Stur und verblendet ignorierte er hartnäckig weiterhin diese Tatsachen.
Eine innerliche Unruhe hatte ihn ergriffen. So beschloss er, schnellstens seine Wohnung zu verlassen, um auf andere Gedanken zu kommen. Eilig zog er seine zerschlissene Jacke über und verließ das Haus.
Einsam schritt er durch die Nebelschwaden. Er hatte kein Ziel, keine Freunde, wo es ihn hinziehen könnte. In diesem Moment wurde ihm bewusst, dass er überhaupt nicht spürte, wohin es ihn eigentlich trieb.
Kurze Zeit später stand er vor einem Gewässer. Der Nebel hatte sich etwas gelichtet und sein Blick fiel direkt auf die trübe Oberfläche des Flusses, die sich zunächst noch leicht kräuselte. Dann schaute er hoch und sah neben sich die rundgebaute Öffnung der Brücke, die sich über den Fluss legte. Das „Dahinter“ war nur zu schwer zu erahnen und verursachte ihm, zu seinem Ärger, ein ungutes Gefühl.
Zuerst wollte er diesen Ort schnellstens wieder verlassen, doch dann blickte er noch einmal auf die Wasseroberfläche, die sich inzwischen geglättet hatte und erstarrte. Erstaunt sah er eine männliche Person, die ihm stark ähnelte. Dunkel angezogen, jedoch noch von einer schwach erhellten Aura umgeben. Diese Augen allerdings, die sich im Wasser wiederspiegelten, erkannte er sofort. Es waren seine eigenen, doch zu seinem Entsetzen lagen sie tief in den Höhlen und schienen schon äußerst leblos zu sein.
Unwirsch drehte er sich um, vergrub die Hände tief in den Taschen und versuchte, sich dieser Situation zu entziehen.
Jetzt bloß nicht sentimental werden, Alter.
Den ganzen Weg mit sich selbst kämpfend, betrat er eine Zeit lang später seine kleine, spartanisch eingerichtete Wohnung und sah sich genauer um. Sollte seine Hexenfreundin doch Recht behalten, als sie ihm ihre harten Worte entgegenschleuderte?
Er hätte kein Herz. Keine Freunde. Tat nur immer nur so bereitwillig und verfolgte dabei nur seine eigenen Ziele. Ließ keine andere Meinung zu, kritisierte seine Mitmenschen härter und intensiver, als sie zu motivieren. Laut ihrer Meinung, war er ein verbohrter, eigensinniger Egoist.
Was sie aussprach, entsprach zum Teil der Wahrheit. Er war des Lebens müde geworden. Empfand seine Mitmenschen als unausstehlich, seine Arbeit als mühselig und sah keinen Sinn mehr darin, etwas aus seinem Leben zu gestalten. Ihm kam noch nicht einmal jetzt in den Sinn, dass er selbst daran schuld sein könnte, dass die Menschen sich nach und nach, bedingt durch seine schroffe Art, von ihm entfernten.
Und dann ihr letzter Satz: „Du wirst deine Seele verlieren. So sei es!“
„So sei es, so sei es“, äffte er sie im abwertenden Stil nach. Seine Seele verlieren, so ein Quatsch. Eine Seele ist logisch nicht nachweisbar, also kann es sie überhaupt nicht geben.
Verärgert versuchte er, ihre Worte zu ignorieren und ging seiner täglichen Arbeit nach. Und doch schien dieser Tag anders zu sein, als alle anderen.
Ihm fielen Dinge aus der Hand, er meinte Stimmen zu hören und suchte Gegenstände, die eigentlich immer auf demselben Platz lagen.
Scheiß Freitag und dann auch noch der 13te!
Plötzlich, der Abend nahte, verspürte er einen Ruf. Nichts direkt Hörbares. Nichts Greifbares. Er fühlte sich im Laufe des Tages unglaubwürdiger Weise nur immer schlechter.
Aber dann verspürte er plötzlich auch einen kurzen Moment, indem eine unbekannte Wärme seinen Körper durchzog. Mit einem Mal durchströmte ihn ein unbekanntes Gefühl, in diesem Augenblick den Telefonhörer in die Hand nehmen zu müssen und seine Hexenfreundin einfach anzurufen. Mit einem klärenden Gespräch über sein rüpelhaftes Verhalten zu reden. Seine Seele zu erleichtern und einen Weg zu finden, vieles wieder gerade zu rücken.
Doch er zögerte und verpasste diesen besonderen Moment. Zynisch blieb er einfach nur sitzen und atmete tief ein und aus. Daraufhin spürte er den Ruf, der sein Innerstes ergriffen hatte, nachdem er sich gegen den Anruf entschied. Der Drang wurde so stark, dass er sich schließlich die Jacke überzog und noch einmal in der Dunkelheit das Haus verließ.
Es zog ihn zum Fluss. An die gleiche Stelle, an der er heute Morgen schon einmal stand. Eine seltsame Macht hatte ihn ergriffen und brachte ihn hierher zurück.
Als er nun auf die Wasseroberfläche schaute, erschrak er zutiefst. Klar und deutlich konnte er sein eigenes Selbst darin entdecken, nur schien sein Körper von Sekunde zu Sekunde unsichtbarer zu werden. Ebenfalls konnte er genau dabei zusehen, wie vor seinen eigenen Augen auch noch der letzte Rest seiner schwachen Aura verblasste.
Doch er blieb weiterhin stumm und verbohrt. Er unternahm nichts, blieb einfach nur mit hängenden Armen und zitternden Knien an dergleichen Stelle stehen. Er wollte einfach nicht begreifen, dass dies seine letzte Chance war, sich selbst zu retten.
Plötzlich bäumte er sich auf, hob seine Arme und seinen Kopf in den düsteren Abendhimmel und schrie seine Wut und sein Entsetzen so laut er konnte, in die aufkommende Nacht hinaus. Doch es war zu spät.
Intensiv durchlebte er, wie sein Körper von einer eisigen Kälte erfasste wurde. Zeitgleich spürte er auf seinem Schädel ein stechendes Gefühl und danach wurde er schwerelos.
Unsichtbare Mächte hatten ihn gepackt, brachten ihn in eine horizontale Lage und schoben ihn langsam aber unaufhaltsam unter die Brücke hindurch - zur anderen, unbekannten dunklen Seite.
Seine Schreie, an diesem Freitag den 13ten, waren noch lange zu hören, auch nachdem er schon längst die andere Seite der Brücke erreicht hatte.
Einsam. Verlassen. Seelenlos.

(Foto: Frank Gebauer)

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